Von 17:00 Uhr – 18:30 Uhr berichtete Horst Ulrich, ein Mitarbeiter der Berliner Staatskanzlei, über aktuelle Probleme in Berlin, sowie deren mögliche Lösungen. Der Vortrag fand im Tagungsraum unserer Unterkunft (Deutsche Schreberjugend) statt.
Er begann mit der Darstellung der aktuellen Regierungssituation in Berlin und der derzeitigen Finanzkrise.
Bezüglich der bevorstehenden Wahlen in Berlin stellte Herr Ulrich einige Prognosen auf.
Der PDS traut er 20 – 22% zu. Stärkste Partei bleibt seiner Meinung nach die SPD. Deshalb wird Klaus Wowereit, neuer Berliner Bürgermeister, wohl auch weiterhin im Amt bleiben. Das Problem der anderen Parteien sieht Ulrich darin, dass sie nicht zusammenarbeiten können, d.h., dass eine Koalition dieser Parteien eher unwahrscheinlich ist.
Selbst nach elf Jahren seit Wiedervereinigung bestehen noch Probleme zwischen “Ossis“ und “Wessis“. Ulrich brachte dazu ein treffendes Beispiel:
Ein
Dachdeckerlehrling aus dem Osten arbeitet im Westen. Eines Tages fährt er aus
Versehen mit dem Firmen-Lkw gegen eine Mauer und beschädigt das Fahrzeug. Seine
teilen,
ruft sie ihn zu Hause an. Der Verursacher ist allerdings nicht da, sodass die
Chefin
dem Vater des Jungen ihre Entscheidung mitteilt. Dieser regt sich ungemein
auf
und argumentiert, dass sie die Forderung nur an seinen Sohn stellt, weil er ein
Ostdeutscher ist.
Man erkennt aus dieser Geschichte, dass für die Menschen immer noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen bestehen. Ein Gefühl der Gleichheit besteht auf keiner Seite. Dass dieses Problem nicht nur in den Köpfen der Leute besteht, sondern tatsächlich real ist, verdeutlichte Horst Ulrich am Beispiel der Lohnverhältnisse zwischen Ost und West:
Kurz
gesagt: Ein Ostdeutscher bekommt weniger Lohn als sein westdeutscher Kollege.
Grund
für diesen Sachverhalt sei wohl die ostdeutsche Arbeitsproduktivität, die um
ca. 40 % deutlich niedriger liegt als in den alten Bundesländern. Außerdem sind
die Stückkosten in Ostdeutschland ca. 20 % höher als die im Westen.
Allerdings
hat sich auch beim Lohn der Westdeutschen etwas geändert. Die attraktive
Berlinzulage, die 10 % vom Bruttolohn betrug, wurde gestrichen.
Ein weiterer “Eckpunkt“ in Berlin sind die vielen Ausländer. So ist z.B. Kreuzberg die zweitgrößte türkische “Stadt“ außerhalb der Türkei.
Das Problem mit den Fremden lässt sich aber nicht lösen, indem man Einreisebeschränkungen beschließt. Es müssen die Lebensbedingungen in den Heimatländern verbessert werden.
Man erkennt: Berlin hat vielleicht mit etwas mehr Problemen zu kämpfen als so manche andere deutsche Stadt; Berlin ist aber auf dem besten Wege entsprechende Lösungen zu finden.
Für den Vormittag unseres zweiten Seminartages in der Hauptstadt Berlin war ein Besuch im ZDF-Studio eingeplant. Um 9:15 Uhr verließen wir mit dem Bus unsere Unterkunft und machten uns auf den Weg zum besagten Studio. Dort kamen wir gegen ca. 9:40 Uhr an und versammelten uns im Foyer des ZDF Gebäudes. Weil wir sehr pünktlich waren, hatten wir noch etwas Zeit, erste Eindrücke der Eingangshalle auf uns wirken zu lassen.
Kurze Zeit später erschien Herr Bülow, welcher uns durch das ZDF-Studio führte. Nachdem er sich vorgestellt hatte, erläuterte er uns zunächst, wie schwer es war, dieses Gebäude zu errichten und weshalb es erst ein Jahr später als geplant - am 3. Februar 2000- fertiggestellt worden ist. Der Grund für diese Verspätung war der Grundwasserspiegel, der in Berlin bei 2 Meter unter der Erdoberfläche liegt. Aufgrund des akuten Platzmangels in Berlin, musste das Gebäude 10 Stockwerke in den Boden gebaut werden. Dies gestaltete sich jedoch recht schwierig, weil das zuvor angesprochene Grundwasser erst aufwendig abgepumpt werden musste. Auch nach oben gab es eine Begrenzung, sodass nicht höher als sechs Stockwerke in den Himmel gebaut werden durfte. Zum größten Teil besteht das Gebäude aus Neubauten. Es wurde aber auch ein altes Gebäude restauriert und mit in den Neubau eingepasst, dessen Fassade man im Foyer in Richtung Ausgang erkennen kann.
Anschließend wurde uns erläutert, dass das ZDF dieses Gebäude in Partnerschaft mit dem deutschen Energiekonzern E.ON unterhält.
Im weiteren Verlauf der Führung erfuhren wir, dass der österreichische Fernsehsender ORF, welcher ebenfalls ein öffentlicher und kein privater Sender ist, eine Kooperation mit dem ZDF eingegangen ist. Dieses bedeutet, dass ein Großteil der (Film-) Produktionen gemeinschaftlich erstellt und später auch auf beiden Sendern ausgestrahlt werden.
Als nächstes erklärte man uns, dass hier im Hauptstadtstudio zur Zeit sieben Redaktionen ihren Sitz haben. Jede Redaktion liefert die Informationen für eine bestimmte Sendung und ist somit für deren Inhalte verantwortlich.
Nun machten wir uns auf den Weg zum Studio des ZDF Morgenmagazins. Zunächst waren wir von den ganzen Scheinwerfern, welche an der Decke hingen, fasziniert. Herr Bülow erklärte uns, dass es 138 Scheinwerfer sind, von denen ca. 2/3 bei einer Sendung im Einsatz sind. Sie sind komplett digitalisiert uns lassen sich alle von der Regie aus per Computer fernsteuern. Die große Anzahl von Scheinwerfern ist notwendig, damit beim späteren Fernsehbild keine Schatten zu sehen sind.
Das gesamte Studio ist mit einer hochmodernen Klimaanlage ausgestattet. Sie saugt die warme Luft, welche durch die Abwärme der Scheinwerfer entsteht, ab und nutz dieses zur Wassererwärmung oder im Winter zum Beheizen des Foyers. Durch diese Technik herrschen im Studio immer konstante Temperaturen von 21°C und durch die Nutzung der Wärme auf zweiten Wege werden immense Mengen an Energie eingespart.
Während wir das Studio besichtigten, war gerade die Ausstattung des Morgenmagazins aufgebaut. Wenn man sich die Möbel genauer anschaut, bemerkt man, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so schön und neu aussehen, wie man im Fernsehen immer vermutet. Für jede Sendung werden andere Kulissen aufgebaut. Das geschieht meist über Nacht, da den ganzen Tag über Produziert wird. Damit die Ausstattung für jede Sendung genau gleich aussieht, sind die Positionen der Tisch- und Stuhlbeine genau markiert.
Nun wurde uns eine Kamera näher erklärt. Auch sie ist komplett digitalisiert und mit einem sogenannten Teleprompter ausgestattet. Der Teleprompter ist ein Gerät, auf dem der Text angezeigt werden kann, den der Moderator gerade vorlesen soll. Wenn er auf den Text schaut, schaut er auch genau in die Kamera und die Zuschauer zu Hause merken nicht, das der Text abgelesen wird. Der Text wird von einem Mitarbeiter zeitgleich zur laufenden Sendung in einen Computer eingegeben. Das kann direkt von einem PC im Studio oder auch aus der Regie erfolgen. Der Mitarbeiter, der den Text eingibt, muss den Moderater und seine Sprechgewohnheiten gut kennen, damit er immer die passenden Schlagwörter zu rechten Zeit anzeigen kann, denn der Teleprompter unterstützt keine Silbentrennung. Viele ältere Moderatoren mögen diese moderne Methode jedoch nicht. Sie lassen sich die Stichwörter lieber von einem Assistenten auf Schilder schreiben, die hochgehalten werden. Dabei ist dann später auch der Effekt zu erkennen, dass der Moderator immer ein wenig neben die Kamera schaut. Die jungen Mitarbeiter können gar nicht mehr ohne Telepromptre arbeiten, da sie mit der im Vergleich langsamen „Schild-Methode“ nicht zurecht kommen. Eine Kamera mit Teleprompter kostet rund ¼ Million DM.
Im weiteren Verlauf der Besichtigung gingen wir in den Regieraum, wo der Ton hinzugefügt, das Licht ferngesteuert und entschieden wird, was der Zuschauer letztendlich genau zu sehen bekommt. Für das Morgenmagazin sind bis zu fünf Kameras parallel im Einsatz. Man kann jedoch die Anzahl bis auf zehn erhöhen, ohne irgendwelche Umbauten vornehmen zu müssen. Für jede Kamera ist ein extra Bildschirm im Regieraum angebracht, sowie einer für die entgültige Fassung. Der Regisseur muss bei Live-Sendungen innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden, welches Kamerabild ausgestrahlt wird. In der Regie sitzt auch ein Mitarbeiter, welcher dem Moderator erzählt, was er zu tun hat; z.B. zwei Schritte nach links zu gehen, damit ein perfektes Bild entsteht usw. Der Moderator muss genau auf diesen „Mann im Ohr“ trainiert sein, weil er ihm nicht antworten darf und gleichzeitig zuhören muss, was andere Personen sagen.
Das Morgenmagazin wird in drei Schichten von 60 Mitarbeitern produziert und vier Moderatoren teilen sich die Arbeit vor der Kamera. Der stärkste Konkurrent für das ZDF Morgenmagazin ist das Frühstücksfernsehen von SAT.1, welches ebenfalls von 5:30 Uhr bis 9:00 Uhr in der Früh live ausgestrahlt wird.
Das ZDF beherbergt in diesem Gebäude nicht nur das Hauptstadtstudio, sondern zudem auch noch das Landesstudio für das Bundesland Berlin. In Berlin sind ca. 300 fest- und 300 freiangestellte Mitarbeiter tätig. Außer den Studios im Inland, hat das ZDF auch noch zahlreiche Studios im Ausland, die sogenannten Auslandsstudios. Dort verbringt ein Mitarbeiter etwa 4-5 Jahre um dort zu arbeiten und zu leben. Er soll sich voll in das soziale und kulturelle Leben integrieren und somit auch andere Kulturen kennen lernen. Dies hat den Hintergrund, dass er somit auch eine detailliertere und präzisere Berichterstattung abgibt.
Auch beim ZDF gibt es eine schnelle „Eingreifstruppe“, diese besteht hier jedoch aus einem Kameramann und einem Berichterstatter, die zu jedem Zeitpunkt an irgendeinen Ort der Welt fliegen können, an dem zur Zeit ein wichtiges Ereignis statt findet und von dort berichten. Sie sind gegen alle möglichen Erkrankungen geimpft und innerhalb von ein paar Stunden einsatzbereit.
Gegen 12:30 Uhr fand unsere Führung ihr Ende im Foyer des ZDF Gebäudes, wo sich Herr Bülow von uns verabschiedete und sich für unser Interesse bedankte.
Nach der Ankunft gegen 14:30 Uhr am Reichstag in Berlin wurde die Gruppe den beiden Stadtführern Andreas Bredenfeld und Alexander Kropp zugeteilt. Um 14:45 Uhr begann dann die Führung.
Wir starteten direkt am
Reichstag, wo wir einen umfangreicheren Einblick in die Geschichte dieses
Gebäudes bekamen. Am 9. Juni 1884 legt Kaiser Friedrich I. den Grundstein für
das neue Reichstagsgebäude. Der repräsentative Bauentwurf stammt von dem
Frankfurter Architekten Paul Wallot, der damit in die deutsche Baugeschichte
eingeht. Nach einer Bauzeit von 10 Jahren wird am 5. Dezember 1894 von Kaiser
Friedrich Wilhelm II. der Schlussstein gelegt. Fast ein viertel Jahrhundert
nach der Reichsgründung hat der deutsche Reichstag endlich ein eignes Haus.
Dann machte Herr Kropp einen Sprung zum Jahr 1918 und berichtete der Gruppe über
die Ausrufung der Republik. Der sozialdemokratische Führer Scheidemann wird
nach seinem eigenen Bericht zur Initiative gedrängt. Von einer Balkonbrüstung
des Reichstagsgebäudes aus spricht er zu den Massen, die sich zwischen den
mächtigen Säulen des Hauptportals und den Symbolen des Kaiserreiches - der
Siegessäule und dem Bismarck-Denkmal - drängen.
Seine genauen Worte sind nicht überliefert, aber ein Ausruf ist bezeugt und
wird von der Menge aufgenommen: „Es lebe die deutsche Republik".
Unser Stadtführer fuhr fort, indem er der Gruppe über die Machtergreifung Hitlers und den spektakulären Brand des Reichstages berichtete. Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Am Abend des 27. Februar brennt der Reichstag. Man vermutete schon damals wie heute, dass die Nationalsozialisten das Feuer legten. Knapp einen Monat später fordert Hitler vom Reichstag die Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz. Gegen die Stimmen der SPD wird es trotz alledem angenommen. Damit ist die parlamentarische Demokratie in Deutschland endgültig zerstört und der Weg zur Einparteienherrschaft frei.
Anfang Mai 1945 im Kampf um Berlin steht das Reichstagsgebäude im Mittelpunkt. Als die Sowjetflagge auf einem seiner Ecktürme gehisst wird, ist die Schlacht um Berlin zu Ende, und die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg besiegelt.
Danach bekamen wir noch kleine Informationen über die Geschichte nach 1945 und setzten uns Richtung Berliner Schloss in Bewegung.
Wir erreichten das noch eingehüllte Brandenburger Tor, wo uns Herr Kropp über das Bauwerk selbst und über seine Umgebung informierte. Er erklärte, dass dieses das einzige noch bestehende Berliner Stadttor am westlichen Abschluss der Straße Unter den Linden ist.
Es wurde von 1788 bis 1791 von C. G. Langhans an der Stelle eines älteren Tors aus Sandstein errichtet: 62 m breit, 11 m tief, 20 m hoch und trägt die nach einem Entwurf von J. G. Schadow 5 m hohe Quadriga, den von vier Pferden gezogenen Wagen der Siegesgöttin Viktoria. Seit 1961 war das Brandenburger Tor durch die Mauer für den Durchgangsverkehr gesperrt, am 22. 12. 1989 wurde es unter dem Jubel der Bevölkerung wieder geöffnet. Um das Tor wurden im Laufe der Jahre immer mehr Gebäude errichtet, wie z. B. die französische Botschaft.
Weiter ging es „Unter den Linden“ entlang bis zum Bebelplatz, wo uns Herr Kropp die Berliner Staatsoper, die Humboldt-Universität, die Staatsbibliothek und die Hedwigskirche zeigte.
Des weiteren berichtete er über die Bücherverbrennung der Nazis, die den Höhepunkt einer Kampagne der NSDAP gegen politisch unbequeme und jüdische Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler bildete. Initiator war Reichsminister J. Goebbels. Die Bücherverbrennung wurde am 10. 5. 1933 in Berlin und anderen deutschen Universitätsstädten mit großem propagandistischem Aufwand inszeniert und von nationalsozialistischen Studenten durchgeführt. Zu den Autoren gehörten fast alle bedeutenden deutschen Schriftsteller. Die Bücherverbrennung wurde, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von der deutschen Öffentlichkeit widerspruchslos hingenommen. Ein 300.000 DM teures Mahnmahl, das sich in den Boden eingelassen befindet, soll an diese Taten erinnern.
Danach wurde der Gruppe noch das Auswärtige Amt gezeigt, in dem unter anderem auch Joschka Fischer arbeitet.
Herr Kropp beendete die etwa dreistündige Führung an der Ruine des Berliner Schlosses und ging aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit nur sehr kurz auf dessen Geschichte ein. In der Nähe der Museumsinsel wurden der Gruppe noch ein paar „Ausgehtipps“ gegeben und dann verabschiedeten wir uns von unserem Stadtführer.
Es ging eine insgesamt lange, aber doch informative Führung zuende.
Um 14:40Uhr starteten wir eine Stadtrundfahrt mit dem Bus durch Berlin. Zunächst stellte sich der Reiseführer Andreas Bredenfeld vor. Wir fuhren dann gleich los und sahen zuerst einen der „100 Besten Neubauten Berlins“. Es ist das frühere preußische Kammergericht, dass inzwischen zu einem jüdischen Museum umgebaut wurde. Das alte Gebäude wurde mit einem spektakulär aussehenden Anbau in Form eines Blitzes (Architekt: Daniel Liebeskind) vergrößert, welcher größer ist, als das Originalgebäude. Deshalb auch der Name: „Einer der 100 besten Neubauten Berlins“.
Weiter ging es dann zur Bundesdruckerei. Dort werden die Personalausweise jedes Deutschen Bürgers gedruckt. Nun fuhren wir zur „Peter Fechter Säule“. Diese Denkmal hat einen bedeutenden geschichtlichen Hintergrund. Sie wurde dem damals 22 jährigen Flüchtling Peter Fechter gewidmet, der genau an dieser Stelle, beim versuch von Ost- nach Westberlin zu flüchten, verblutete. Er wurde von einem sowjetischen Soldaten verwundet aber bekam von den Sowjets keine Hilfe. Die Amerikanischen Soldaten auf der Westseite mussten zugucken, wie Peter Fechter verblutete. Sie konnten ihm nicht helfen, weil sie sonst über die Grenze ins Ostgebiet eingedrungen wären.
Jetzt fuhren wir weiter zum „Checkpoint Charlie“. Er ist der berühmteste Grenzkontrollpunkt von Ost- nach Westberlin, weil dies die einzige Stelle auf der ganzen Welt ist, wo sich die Amerikanische- und Russische Armee schussbereit, bis auf zehn Metern, gegenüber standen. Man befürchtete damals den Ausbruch des dritten Weltkrieges. Soweit kam es damals aber zum Glück nicht. An dieser Stelle hatten wir 10 Minuten Aufenthalt und wir konnten uns das rekonstruierte Grenzkontrollhaus der Amerikaner anschauen.
An der Stelle sahen wir auch zum ersten mal Pflastersteine, die sich quer durch die Straßen zogen. Durch diese Pflastersteine hat man den Verlauf der Berliner-Mauer rekonstruiert. Diese Plastersteinlinie zieht sich ein mal quer durch ganz Berlin und hat insgesamt eine Länge von 160 km. Die Berliner-Mauer war aber doppelt so lang, da es in Wirklichkeit zwei Mauern gab. Zwischen den Mauern war der so genannte „Todesstreifen“, dass eigentlich gefährliche an der Mauer. Hier waren Mienen, Gräben und andere Fallen versteckt.
Gleich nach dem „Checkpoint“ konnten wir ein 300m langes, denkmalgeschütztes Teilstück der Berliner-Mauer bestaunen. Es wurde damals nicht abgerissen und befindet sich noch heute im Originalzustand. Die Mauer Stand allerdings nie genau auf der Grenze, immer ein bis zwei Meter davor, da man so die Möglichkeit hatte die Mauer zu streichen, ohne feindliches Gebiet zu betreten.
Die Fahrt ging weiter in Richtung ehemaliges Reichsluftwaffenministeriums, welches der Gründungsort der ehemaligen DDR war. Genau gegenüber befindet sich heutzutage eine Gedenkstätte: „Topographie des Terrors“ Das Haus, das damals an dieser Stelle gestanden hat, war die Zentrale des „Naziterrors“.
Nun fuhren wir weiter zum Potsdamer Platz. Dieser Platz stand bis vor ein paar Jahren, bis auf ein paar Bäume, noch komplett leer und galt die letzten Jahre als größte Baustelle Europas. Heute kann man dort einige der höchsten Gebäude Berlins sehen. Die Bäume von damals sind auch immer noch an ihrem alten Plätzen. Sie stehen jetzt genau neben einem riesiges Einkaufscenter mit mehreren Kinos usw.
Das „Sony-Center“ ist ebenfalls eines der spektakulärsten Gebäude Berlins und steht ebenfalls direkt neben dem „Bahn – Tower“, welcher zu 80% auch Sony gehört, auf dem Potsdamer Platz.
Gleich neben dem Potsdamer Platz ist eine der ältesten Kreuzungen Berlins. Hier steht bis heute die älteste Ampel Europas. Die Lichtzeichen sind jeweils zu vier Seiten hin waagerecht angeordnet. Diese Anlage ist aber nicht mehr in Betrieb.
Weiter fuhren wir zum Leipziger Platz, der im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde und seit dem nicht wieder komplett bebaut wurde. Die Gebäude waren damals so plaziert, dass der Platz eine 8-eckige Form hatte. Er soll jetzt auch wieder so bebaut werden. Die Bauten beherbergen nun die Ländervertretungen der einzelnen Bundesländer.
Wir machten dann eine weitere kurze Pause am „Bender Block“. In diesem Gebäudekomplex war im zweiten Weltkrieg das Oberkommando des Heeres untergebracht. Hier wurde General Stauffenberg erschossen, weil er ein missglücktes Attentat auf Hitler verübte. Heute ist dies ein Museum für den zweiten Weltkrieg. Im Innenhof des Gebäudes befindet sich ein Denkmal zu Ehren Stauffenbergs‘.
Jetzt fuhren wir am BMVG vorbei. Es ist das Bundesministerium der Verteidigung, wo Rudolph Scharping seinen Sitz hat. Weiter ging es dann zum Kulturforum Berlins. Dort steht die Staatsbibliothek mit über 40.000 Büchern. Außerdem wurde dort eine neue Nationalgalerie gebaut. In ihr kann man die Kunst des 19. & 20. Jahrhunderts bewundern.
Weiter ging es dann in Richtung Kurfürstendamm. Auf dem weg dort hin konnten wir noch ein paar sehr schöne Bauwerke bewundern. Es waren die verschiedenen Botschaften von allen möglichen Ländern der Welt. Diese sind ebenfalls alle von Bonn nach Berlin umgezogen.
Auf dem Kurfürstendamm angekommen sahen wir viele Geschäft, wie z.B. das Europacenter mit über 100 Geschäften, sowie das KADEWE. Es ist das größte Kaufhaus Europas.
Jetzt fuhren wir weiter in Richtung Charlottenburg. Dort sahen wir das größte Schloss Berlins. Auf dem Dach des Schlosses ist die Göttin „Fortuna“ zu sehen, die sich mit dem Wind drehen kann.
Anschließend ging es zurück in Richtung Siegessäule, wobei wir auch am Tiergarten und am Schloss „Bellevue“ vorbeikamen.
Zwischendurch staute der Verkehr etwas, welches unserm Reiseführer die Zeit gab uns etwas allgemeines über Berlin zu erzählen. So erfuhren wir, dass Berlin vor 764 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde, wobei man davon ausgehen kann das die Stadt noch etwas älter ist. Wenn man Berlin von Nord nach Süd durchqueren will, muß eine Strecke von 38 Km zurück gelegt werden; von Ost nach West sind es sogar 42 Km.
Von der Siegessäule fuhren wir dann in Richtung „Brandenburger Tor“, welches derzeit allerdings restauriert wird und deshalb eingerüstet ist. Das Gerüst umgibt eine Plane, die das genaue Abbild des Brandenburger Tores zeigt, so dass es auf den ersten Blick nicht gleich erkennbar ist, das es nicht das echte Tor ist! Die Restaurierungsarbeiten werden voraussichtlich noch zwei Jahre andauern! Die Kosten der Restaurierung werden zum Großteil von der Deutschen Telekom AG getragen!
Im Anschluss an das Brandenburger Tor sind wir an dem Platz für das Holocaust-Gedenkmahl vorbeigefahren. Dieses Gedenkstätte wird zur Zeit noch erbaut.
Wir sind dann die Straße „Unter den Linden“ heruntergefahren um den letzten Punkt der Stadtrundfahrt zu sehen. Es war das „Lindenforum“, welches auch Friedrichsforum genannt wird, weil Friedrich II hier einige Gebäude hat bauen lassen.
Auf diesem Platz befindet sich die z.B. die Humboldt Universität, die Deutsche Staatsoper, eine Katholische Kirche, die ehemalige königliche Bibliothek etc. Diese wird heute liebevoll von den Berlinern als „Kommode“ bezeichnet wird, da sie die Form einer Kommode besitzt.
Auch hier machten wir ein 10 minütige Pause, da mitten auf dem Platz eine Gedenkstätte errichtet wurde, die an die Bücherverbrennung im zweiten Weltkrieg erinnert. Die Bücherverbrennung hat an diesem Ort stattgefunden.
Diese Stätte ist unterirdisch und beinhaltet lediglich leere Regale und man kann nur von Oben hineinschauen.
Anschließend sind wir dann zurück zu unserer wunderschönen Unterkunft nach Kreuzberg gefahren.
Um ca. 09:15 Uhr erreichten wir das ehemalige Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen, wo wir von dem früheren Gefangenen Mike Fröhnel empfangen wurden.
Zu Beginn, als sozusagen kleine Einführung, erläuterte uns Mike Fröhnel die Entstehung und Geschichte des ehemaligen Stasi-Gefängnis. So wurde zum Beispiel das Stasi-Gelände vor dem Krieg von den Nationalsozialisten (Nazis) als Großküche genutzt und nach 1945 vom damaligen russischem Geheimdienst NKWD zu einem Gefängnis umgebaut.
Am 08. Februar 1950 wurde das Gefängnis Hohenschönhausen an die Verwaltungsbehörden der DDR übergeben und später dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) direkt unterstellt.
Nach 1990 wurde das Gefängnis geschlossen und zu einer Gedenkstätte umfunktioniert.
Mike Fröhnel ist heute ein freier Mitarbeiter der Gedenkstätte und wurde früher zu „DDR-Zeiten“ dreimal in das Gefängnis Hohenschönhausen eingewiesen. Zum letzten Mal wurde er am 30. November 1989 entlassen, wobei er nicht wußte, was für ein Umbruch in seinem Land stattgefunden hat.
Nach diesem Vortrag wurden wir durch das Gefängnis geführt und konnten somit die Zellen der Gefangenen besichtigen. Unter anderem sahen wir einen Gefängnistrakt welcher eine Garagenschleuse, mehrere Dunkelzellen und Freigangzellen beinhaltete.
Darüber hinaus wurden weitere Bildungsangebote vorgesehen, zum Beispiel eine Bibliothek oder ein Archiv.
Um 12.30 Uhr war dieser Programmpunkt des Berlinseminars beendet.